Hamburg/München - Alles wird teurer! Was macht man da? Sparen natürlich. Aber ist das wirklich richtig gedacht? Könnte man mit dem Geld nicht vielleicht mehr machen, als es einfach nicht auszugeben? "Für deinen Vermögensaufbau ist es entscheidend, dass du vom Sparen zum Investieren übergehst" – das schreibt die Finanzbloggerin Lisa Osada in ihrem gerade erschienenen Buch "Aktien Life Balance – Entspannt investieren in Wertpapiere und ETFs".
Finanzbloggerin Lisa Osada hat mit 19 Jahren mit dem Investieren angefangen
Denn: "Geld, das klug investiert wurde, ist in deinem Sinne produktiv. Jeder Euro, den du investierst, kann sich über einen längeren Zeitraum vielfach für dich auszahlen." Für die 1991 geborene Osada begann ihre Leidenschaft für Geldanlagen vor zwölf Jahren mit ihrer Ausbildung zur Fachinformatikerin für Systemintegration und einem Mitarbeiteraktienprogramm ihres Arbeitgebers. Von da an hat sie sich Schritt für Schritt in Sachen Investieren weitergebildet.
"Finanzen gehören zum Leben dazu", sagt Osada der AZ. "Und zur Balance im Leben." Man müsse sich darum kümmern wie um Sport. "Das ist kein Randthema, das man auslagert." Dabei brauchen die Deutschen durchaus Nachhilfe in Sachen Geldanlage, findet Osada. Ihnen fehlt ihrer Ansicht nach das Vertrauen in Wertpapiere. "Wir lernen den Umgang selten bereits in der Kindheit. Das ist anders als mit Geld, das meist positiv gesehen wird und das man greifen kann." Im Gegenteil: "Aktien wirken für viele gefährlich." Dazu kämen gesellschaftliche Vorurteile: "Eine negative Einstellung zu Menschen, die viel Geld haben, ist sehr verbreitet. Auch im Film sind Bösewichte oft reich."
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Warum das Thema für Frauen so wichtig ist
Dabei, findet Osada, könne man mit Geld doch auch Gutes tun. Ermutigen will sie auch Frauen, die in Familien oft diejenigen sind, die sich um die Finanzen kümmern, aber bei Aktien eher zurückhaltend sind. Vorbilder fehlen, glaubt die Fachinformatikerin, die über ihre Investitionen reden. Auch auf ihrem Blog Aktiengram spürt sie, dass sich immer mehr Frauen für das Thema Geldanlage interessieren – obwohl etwa 70 Prozent ihrer Abonnenten Männer sind.
Ihr Buch soll eine Einführung in das Thema bieten und Mut machen, überhaupt mit der Geldanlage anzufangen. Was rät sie Neulingen? "Das Wichtigste: einfach starten! Und wenn es nur mit zehn oder 20 Euro ist: einfach machen!" Dabei gebe es keine Altersgrenze, auch wenn gelte: je früher, desto besser. "Es lohnt sich auch noch mit 60." Schließlich könne man Depots auch vererben. Und: "Geld, das nicht für uns arbeitet, wird über die Zeit immer weiter seinen Wert verringern."
Die wichtigsten Tipps der Finanzbloggerin
Osada empfiehlt:
1. Mit einem ETF (Exchange Traded Fund) starten, der viele Aktien vereint. "Es gibt die Möglichkeit, mit einem einzigen ETF die ganze Welt abzudecken." Beispiele sind etwa MSCI ACWI ETFs oder die Vanguard ETFs der gleichnamigen Gruppe wie der FTSE All World ETF. Auch Blackrock mit den iShares-ETFs nennt Osada. "Man ist völlig frei, wo man hingeht, sollte aber auf die Kosten und Gebühren achten." Man solle aber bevorzugt zu einem Broker gehen, bei dem die Sparpläne gebührenfrei sind.
2. Depot eröffnen, Produkt suchen, Sparplan starten, beispielsweise mit 25 Euro monatlich.
3. Einfach mal abwarten, was passiert, sich mit Entwicklungen wie Plus, Minus oder Ausschüttungen vertraut machen "und schauen, wie man sich damit fühlt". Früher oder später stellten sich erste Erfolge ein.
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4. Für Backup sorgen. Das bedeutet nichts anderes, als den altbekannten Notgroschen bereitzuhalten. "Nicht, dass man wegen einer kaputten Waschmaschine sein Depot verkaufen muss." Vor der Eröffnung des Depots muss Osadas Ansicht nach niemand Bedenken haben. "Jeder, der sich mal online allein ein Konto eröffnen konnte, der wird sich auch ein Depot eröffnen können." Das Depot, erläutert die Finanzbloggerin, sei wie ein digitaler Ort, wo die Wertpapiere oder das eine Wertpapier liegen. "Da kann man ähnlich wie einen Dauerauftrag beim Girokonto einen Wertpapier-Sparplan starten."
Für Osada liegt der Reiz der Geldanlage und der Beschäftigung mit den Unternehmen, in die man investiert, auch in einem erweiterten Horizont. "Das Beste daran ist, dass man ein anderes Verständnis für die ganze Weltwirtschaft bekommt. Wo wird das Geld verdient, wie funktioniert ein Unternehmen. Man wird auch Krisen ganz anders wahrnehmen, weil man die wahrscheinlich auch im Depot merken wird. Aber daran wächst man auch."
Außerdem lerne man spannende Menschen kennen. Etwa, und das ist ein weiterer Tipp von ihr, bei Börsenstammtischen. "Die gibt es in Deutschland in vielen großen Städten." Dort könne man offen über das Thema Geldanlage sprechen und sich Rat holen. "Wie investierst du, in welche Anlageklassen, wie lange investierst du schon, was sind deine Fehler, was hast du gelernt?" Das helfe sehr, die Angst vor dem Thema abzubauen.
Das Wichtigste? Der Zinseszinseffekt!
In ihrem Buch erklärt Osada die wichtigsten Begriffe wie ETF, Aktien, Dividende und Dividendenrendite, was Rückschaufehler sind und warum der Zinseszinseffekt so wichtig ist: für sie der wichtigste Punkt. "Wir denken linear", erläutert Osada.
Wie sich der Ertrag auf das eigene Kapital exponentiell über einen bestimmten Zeitraum verändere, "das kann man sich nur schwer bildlich vorstellen." Aber: "Je länger man breit gestreut investiert, desto mehr zahlt es sich aus."
Lisa Osada: Aktien-Life-Balance. Entspannt investieren in Wertpapiere und ETFs. EMF Verlag, 224 Seiten, 14 Euro